Therapien vor Ort bleiben ein (organisatorisches) Fremdwort

Veröffentlicht am 6. Juni 2017 um 18:21

Immer wieder werden wir von Sonderschulen angeschrieben, beschimpft und mit veralteten Meinungen konfrontiert. Und immer wieder schauen wir uns dann auch ihre Webseiten an.
Auch wenn die UN-Menschenrechtskonvention bereits vor fast 10 Jahren ratifiziert wurde ist es leider immer noch so, dass TherapeutInnen (Logopädie, Ergotherapie, etc..) immer noch an Sonderschulen stationiert sind und nicht dort, wo sie wirklich gebraucht werden. Mobile Therapien an den Wohnortschulen sind immer noch ein Fremdwort....

Scheinbar sind 10 Jahre für die Tiroler Landespolitik sowas wie ein Wimpernschlag.
Dazu kommt, dass es an Sonderschulen fixe SchulassistentInnen gibt, die sehr zu hinterfragen sind. Scheinbar geht es bei den SchulassistentInnen vorwiegend um die Entlastung von Lehrpersonen. Dass Hinternputzen, pflegerisches Führen (Sonderegger) und das Erlernen von Anleitungskompetenz für junge Menschen mit Behinderung eine sehr intime und private Angelegenheit für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen ist, scheint da keine Rolle zu spielen. Kinder mit Behinderung haben gerade an Sonderschulen keine Chance, bei der Wahl ihrer Vertrauenspersonen (AssistentInnen) mitzureden. Und AssistentInnen werden nicht dazu ausgebildet, die Anlöeitungskompetenz der Kids zu fördern.

AssistentInnen an Schulen sollen dafür zuständig sein, dass Kinder mit Behinderung in ihrer "Anleitungskompetenz" geschult werden. Und Kinder mit Behinderung in der  Wohnortschule sollten die gleichen Therapienagebote (in mobiler Form) erhalten, wie Kinder an Sonderschulen... Therapie oder soziale Integration – eine derzeit noch teure Entscheidung für alle Eltern! Auf einen der wesentlichen Teile muss immer noch verzichtet werden.
Weder die Bildungs- noch die Sozialabteilung des Landes haben in den letzten 9 Jahren sinnvoll reagiert und dafür gesorgt, dass TherapeutInnen, gebärdensprachkompetente Lehrpersonen, oder SonderpädagogInnen und Lehrpersonen mit Autismuserfahrung ausreichend an jenen Wohnortschulen zur Verfügung stehen, wo sie tatsächlich gebraucht werden.

Dass mittlerweile Personal für „pädagogische Beratung" eingesetzt wird ist natürlich zu begrüßen, aber was nützt das letztlich, wenn die dringend benötigten Fachkräfte vorwiegend oder nur an Sonderschulen anzutreffen sind? Die Bildungs- und die Soziallandesrätin stützen durch nicht getroffene Entscheidungen immer noch das Sonderschulsystem, das bis 2020 abgeschafft werden sollte.

Die Politik könnte und sollte wesentlich mehr leisten als abzuwarten, was sie leisten muss, weil andere den Part der Meinungsbildung in der Bevölkerung übernommen haben. Gerade bei der Randgruppe „Kinder mit Behinderungen" sind politische Entscheidungen sehr wichtig, weil diese Haltung die kommende Generation positiv beeinflussen können. Im Sinne der UN-Menschenrechtskonvention sollte die ressourcenmäßige Bevorzugung der Sonderschulen abgeschafft werden!

Therapiemöglichkeiten gehören dorthin, wo die Kinder mit Behinderung wohnen und mit ihren Nachbarn und Freunden unterrichtet werden sollen!

AssistentInnen gehören für die wesentlichen und sensiblen Belange der Kinder eingesetzt und weniger zur Entlastung von Lehrpersonen!