Die GemNova in Not? und Kindergarten? Bitte warten!
Die GemNova in Not?
Die GemNova steckt also in finanziellen Nöten. Natürlich darf hier gefragt werden, warum. Um diese Frage zu beantworten, muss man sich wohl erst einmal ansehen, was die GemNova so macht. Man könnte sagen, die GemNova ist eine Sozial-Leasing-Firma. Ein Blick in die Eigenbeschreibung: "Die GemNova, das Unternehmen der Tiroler Gemeinden, wurde 2010 vom Tiroler Gemeindeverband mit dem Ziel gegründet, die Tiroler Gemeinden durch die Erbringung von Services und Dienstleistungen zu entlasten und sie in der Vielfalt ihrer Herausforderungen zu unterstützen. Die Spezialist*innen der GemNova stellen ihre umfangreiche Expertise den Gemeinden zur Verfügung, damit diese einerseits viel Zeit und Geld sparen..."
Okay, Services, Dienstleistungen und kostengünstig. Welche Berufsgruppen finden wir also als Dienstnehmer:innen bei der GemNova? Schulassistent:innen, Freizeitpädagog:innen, Kinderbetreuer:innen, Deutschtrainer:innen...
Jetzt kann man natürlich sagen, die GemNova sei mit einem anständigen Minus gescheitert. Man kann aber auch fragen, warum diese Berufsgruppen überhaupt aus der öffentlichen Hand ausgelagert wurden? Man kann auch fragen, ob Pflege, Assistenz, Kinderbetreuung überhaupt gewinnbringend in einem wirtschaftlichen Sinne abgewickelt werden können (und müssen), oder ob der Mehrwert für unsere Kinder in den Gemeinden nicht reicht?
Natürlich kann und soll man genauer hinschauen, ob die verwendeten öffentlichen Mittel auch wirklich bei der Zielgruppe landen. Eines darf aber auf keinen Fall passieren: Einsparungen in den genannten Bereichen. "Redimensionierung", also Anpassung an den realen Bedarf, heißt hier: Ausbauen nicht schrumpfen!
Vielleicht bietet die gegenwärtige Situation aber auch die Chance, die Schul- und Freizeitassistenz dahin zu geben, wo sie hin gehören: Zum Land. In die Abteilung Bildung. Inklusive verbesserter Arbeitsbedingungen und neuen kreativen Modellen zur Assistenz im Kinder- und Jugendalter. Besser statt günstiger. Denn lieber Herr Walser: Menschenrecht ist leistbar! Bildung ist Menschenrecht.
Kindergarten? Bitte warten!
Am 24.01. fand der Tag der Elementarpädagogik statt. Wir unterstützen die Forderungen der Elementarpädagog:innen nach qualitativ hochwertigen und kostenfreien Kindergartenplätzen für jedes Kind. Die TrägerInneninitiative „Auftrag.Bildung" fordert bundesweite Mindestqualitätsstandards im Kindergarten. Neben Kernthemen wie Gruppengröße, Anzahl der Fachkräfte und den „Fleckerlteppich" hinsichtlich des Zugangs zu ganztägiger Kinderbetreuung verweist die Initiative auf den weiterhin stark eingeschränkten Zugang zu elementarer Bildung für Kinder mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen.
Klingt sperrig. Heißt in der Praxis aber oft ganz einfach: Kein (oder nur stundenweise) Platz im Kindergarten für Kinder mit Behinderungen. Selbst vom eigentlich verpflichtenden dritten Kindergartenjahr sind diese Kinder fallweise „befreit" (eigentlich ausgesperrt). Eine doppelte Tragödie: Hier wird nicht „nur" den Kindern eine wichtige Gelegenheit zum Aufbau eines sozialen Netzwerks und Bildung verwehrt, hier verunmöglicht man auch Eltern (meist den Müttern) die Rückkehr in die Erwerbsarbeit. Die Armutsspirale dreht sich.
Es ist beschämend, dass es 2023 immer noch bei weitem nicht genug Plätze für Kinder mit Behinderungen gibt. Um eine wirkliche Chancengerechtigkeit für alle Kinder zu erreichen, müssen alle Kinder die Unterstützung bekommen, die sie brauchen. Das Argument, dass es hierfür derzeit zu wenig Personal gäbe, können und wollen wir nicht gelten lassen: Es ist klar diskriminierend, dass im Zweifelsfall Kinder wegen ihrer Behinderung nachgereiht werden.
Laut der Statistik von Integration Tirol hat es in den letzten Jahren einen Anstieg bei Beratungen rund um die erste Bildungseinrichtung gegeben. Obwohl einige individuelle Lösungen im vergangenen Jahr gefunden wurden, gibt es immer noch viel Arbeit zu tun, um sicherzustellen, dass alle Kinder die Unterstützung und Ressourcen erhalten, die sie benötigen, um ihr volles Potenzial zu entfalten.